Die Zahl der Spaziergänger hat die Zahl der Wanderer mittlerweile überschritten – Rhein-Mosel-Eifel-Touristik spricht diese Gruppe mit „Traumpfädchen“ an – Vortrag während der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin
Berlin/Eifel – In Deutschland legen Menschen durchschnittlich 700 Meter pro Tag zurück. Vor 100 Jahren waren es noch durchschnittlich sieben Kilometer. Diese erschreckende Zahl lieferte Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack vom Forschungszentrum Wandern und Leiter des Kompetenzzentrum Tourismus der Bundesregierung in der Pressekonferenz der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik während der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin.
Quack verkündet aber auch: Es gibt immer mehr Menschen, die regelmäßig wandern. Vor allen Dingen der Anteil der 20- bis 30-Jährigen hat sich erhöht. Allerdings sind das nicht mehr die Intensivwanderer, denn deren Zahl hat abgenommen. Vielmehr sind es die Wanderer, die ein- bis zweimal im Monat unterwegs sind.
Für Tourismus-Verbände bedeutet das ganz neue Herausforderungen und ein Umdenken. „Warum macht der Mensch das und wie weit geht er?“ – das seien die beiden Fragen, die sich laut Quack die Verbände stellen müssen.
Einer dieser Verbände ist die Rhein-Mosel-Eifel-Touristik (Remet) im Landkreis Mayen-Koblenz mit ihrem Vorsteher, Landrat Dr. Alexander Saftig, und Geschäftsführer Henning Schröder, der die Pressekonferenz moderierte. Die Remet hat sich der Herausforderung angenommen – und ein gelungenes Konzept gefunden: die „Traumpfade“, ergänzt durch die kürzeren „Traumpfädchen“.
Die Fragen nach dem Warum beantwortet Quack in seinem Vortrag selbst. Vier Motive treiben die Wanderer heutzutage an. Landschaft/Natur, Gesundheit, Ruhe/Entspannung und das Gefühl, frei zu sein. „Beim Wandern geht es nicht mehr um den konkreten Nutzen, eine Wanderung muss Sinn ergeben“, meint Quack und rät den Verbänden: „Erzählen Sie die Landschaft!“
Genau das macht die Remet. Die 26 zertifizierten Rundwanderungen unter der Sammelmarke „Traumpfade“ bieten den Wanderern Erlebnisse. Doch schon vor drei Jahren ist dem Verband aufgefallen, dass der Trend zum eigentlichen Wandern hin zum Spazierengehen wechselt. „Wir fragten uns: Was hat es damit auf sich?“, berichtete Jochen Becker, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Wanderinstituts. Ein schlüssiges Angebot für diese Zielgruppe gibt es nicht – obwohl die Gruppe der Spaziergänger größer ist als die der Wanderer, denn Becker weiß: 99 Prozent der Wanderer gehen auch spazieren, hinzu kommen noch die restlichen Spaziergänger. Und 63 Prozent aus dieser Gruppe spazieren wanderähnlich, weshalb Becker diese Gruppe auch „Spazierwanderer“ nennt.
Aus diesem Grund entstanden Spazierwanderwege mit einer Länge von drei bis sieben Kilometer – so wie die „Traumpfädchen“ der Remet. Sechs Stück gibt es derzeit: zwei am Rhein, eines an der Mosel und drei in der Eifel. Dort wird „spaziergewandert“ nach dem Genussprinzip – ganz so, wie es die Zielgruppe eben will.
pp/Agentur ProfiPress