Eine Fachkonferenz zum Thema gelingender Kommunikation von Klimaschutz brachte auf Einladung der Eifel Tourismus GmbH (ET) und Zukunftsinitiative Eifel rund fünfzig VertreterInnen aus Verwaltung, Tourismus, Wirtschaftsförderung und Naturschutz zusammen. Sie informierten sich über erfolgreiche Strategien, um Unternehmen und BürgerInnen für Klimaschutzmaßnahmen zu begeistern.
Auf kommunaler Ebene stehen vielfältige Maßnahmen an, um den Klimaschutz konkret voranzubringen. Entscheidend für den Erfolg ist die Akzeptanz der Bevölkerung und der Unternehmen. Aktuelle Debatten zeigen: Diese Unterstützung ist nicht selbstverständlich, sondern sie basiert auf guter Kommunikation, damit die notwendigen Veränderungsprozesse stattfinden können. Wie eine solche Kommunikation gelingen kann, war Thema einer Fachkonferenz mit Teilnehmenden aus allen Teilregionen der Eifel, die Landrat Markus Ramers als Gastgeber auf Vogelsang IP begrüßte.
Zum inhaltlichen Einstieg gab ET-Geschäftsführer Klaus Schäfer ein klares Ziel vor: „Wir wollen nach innen wie außen zeigen, dass wir ein hervorragender Standort sind, wo viele Initiativen und Unternehmen bereits aktiven Klimaschutz betreiben. Wir vertrauen dabei auf unsere grundlegenden Werte wie Tatkraft, Solidarität und Optimismus. Im Tourismus und in der Wirtschaft ziehen wir alle an einem Strang, wir werden es auch beim Klimaschutz tun.“ Um eine gute Kommunikation innovativer Projekte, Ideen und Maßnahmen zu gewährleisten, können Initiativen und Unternehmen die reichweitenstarken Medien der ET nutzen wie das Portal www.standort-eifel.de oder Posts in sozialen Medien.
Andreas Kruppert, Präsident der Zukunftsinitiative Eifel, unterstrich ebenfalls, dass die Eifel in Sachen Klimaschutz Großes bewegen kann. „Klimaschutz ist Standortvorteil UND Wettbewerbsvorteil. Darum gilt es, nicht abzuwarten, sondern jetzt aktiv zu werden!“ Dabei betonte er die Rolle des gemeinschaftlichen und tatkräftigen Handelns –Werte, die die Eifel ausmachen. „Kommunikation ist das Gegenteil von Fake News. Wir reden über das, was bei uns in Sachen Klimaschutz echt ist.“ Allein im Eifelkreis Bitburg-Prüm, dessen Landrat Kruppert ist, wurden beispielsweise sieben neue Vollzeitstellen für Klimaschutz eingerichtet.
Doch wie gelingt es, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen und sie auch beim Klimaschutz zu Botschafterinnen und Botschaftern der Eifeler Werte zu machen? Dies wurde in vier Kleingruppen anhand konkreter Beispiele aus den verschiedenen Gebieten der Eifel erörtert. Dort ging es um die Bereiche erneuerbare Energien, Verkehr, Gewässerschutz und die Planung von Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Bevölkerung. In jeder Gruppe zeigte sich, dass bereits viele wertvolle Ansätze in der Eifel verwirklicht sind. Aber vielfach gibt es noch „Luft nach oben“ gerade im Hinblick auf die Akzeptanz oder den Informationsstand der Bevölkerung vor Ort. Oft ist den Menschen zu wenig bekannt, welche Möglichkeiten des Klimaschutzes es bei ihnen gibt und wie sie davon in ihrem Alltag profitieren können. Die Fachkonferenz diente hier als Instrument der Vernetzung und der gegenseitigen Anregung für künftige Schritte.
Die Impulse für den Austausch in den Gruppen kamen durch kurze Vorträge von drei ExpertInnen für Klimakommunikation: Dr. Götz Braun (gemeinnützige Kommunalberatungs-Genossenschaft für nachhaltige Entwicklung KlimaKom; Garching bei München), Dr. Johanna Kranz (RLP Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen; Mainz) und Dr. Marcus Andreas (Prozessbegleitung für Nachhaltigkeit; Berlin). Die Moderation übernahm Dr. Sebastian Elbe (wissenschaftliche Politikberatung Sprintconsult; Darmstadt), der bereits langjährig mit den besonderen Verhältnissen im ländlichen Raum und in der Eifel vertraut ist.
Götz Braun betonte die Wichtigkeit des Kriteriums Nachhaltigkeit bei jeglicher Kommunikation über Klimaschutz und Klimafolgen. Immer müsse man im Blick haben, welche wirtschaftlichen Auswirkungen und welche Bedeutung für den Menschen sowohl die Krise wie das Gegensteuern haben. Um für Klimaschutz zu motivieren, brauche es aber nicht nur die Fakten des Klimawandels, die Notwendigkeit des Handelns und die Schilderung konkreter Maßnahmen, sondern auch die Anknüpfung an die emotionale Ebene. „Da geht es um Gefühle: Heimat, Gesundheit, Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Fortschritt…“
Johanna Kranz plädierte dafür, nicht nur in den Gremien über Klimaschutz zu reden, sondern überall. Die Diskussionen seien zwar sicherlich konfliktbeladen, dennoch müsse man die „Schweigespirale“ aufbrechen. „Wir müssen sehen, dass sich das Klima auch dann weiter wandeln wird, wenn wir jetzt etwas zu seinem Schutz tun. Aber wir dürfen uns nicht der Ohnmacht überlassen!“ Damit aus dem längst vorhandenen Wissen auch angemessenes Handeln werde, müsse unter anderem das Bewusstsein der Selbstwirksamkeit gestärkt werden. „Die ‚Macht der Ferne‘ gibt die Illusion, dass alles weit weg ist und uns nicht betrifft oder wir sowieso nichts ausrichten.“ Darum sei es erfolgreicher, über lokale oder regionale Geschehnisse zu berichten, direkte positive Wirkungen und konkrete Handlungsoptionen wie etwa Baumpflanzaktionen oder Entsiegelungen aufzuzeigen. „Es gibt bei uns eine ökologische Mehrheit, das ist ein großer Schatz. Menschen wollen mehr Engagement für Klimaschutz! Dafür ist es jedoch besser, in den Dialog zu treten und die Rahmenbedingungen zu schaffen, nicht die Einzelnen für ihre Verhaltensweisen kritisieren.“
Marcus Andreas gab zu bedenken, dass es in der Medienlandschaft und öffentlichen Diskussion oft eher um Nebenaspekte und nicht um das Wesentliche gehe, zudem überlagere derzeit der Ukrainekrieg die Notwendigkeit des Klimaschutzes. Er kritisierte kontraproduktive „Narrative“ wie etwa das der „Klimaterroristen“, welche die Wahrnehmung der tatsächlichen Problematik stören. „Stattdessen sollten wir neue Geschichten schildern und echte Menschen zu Wort kommen lassen, keine Klischees wiederholen.“ Er empfiehlt, in der Kommunikation vor allem die ernsten, lokalen und darum nachvollziehbaren Klimafolgen zu zeigen und nicht die Bilder von Protesten, welche die Aufmerksamkeit vom Klima fort und nicht zum Klima hinlenken.
Das Thema Nachhaltigkeit ist eines der Schwerpunktthemen, denen sich die Eifel Tourismus GmbH im Auftrag der Zukunftsinitiative Eifel widmet. Mit Fachtagungen und Fachkonferenzen hierzu bringt sie Akteure aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammen.
Ziel ist es, das Wissen über Projekte in der Region zu bündeln und die Macher miteinander zu vernetzen.