In Deutschland wird gerne gewandert, davon profitiert natürlich auch die Eifel. Der Eifelsteig zählt zu den beliebtesten Fernwanderwegen in der Bundesrepublik. Doch wie sieht die ökonomische Seite aus? „Zahlt“ sich der Eifelsteig, der vor 15 Jahren eröffnet wurde, für die Betriebe entlang des Premiumwanderwegs auch wirtschaftlich aus? Die Eifel Tourismus GmbH und der Eifelverein wollten es genau wissen und beauftragten das Tourismusberatungsinstitut dwif aus München mit der Studie „Ökonomischer Faktencheck – Ökonomische Effekte durch den Eifelsteig“.
Während einer Pressekonferenz im Hotel Löwenstein in Gerolstein stellten Wolfgang Reh, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH, und Dr. Ralf Nolten, Hauptvorsitzender Eifelverein, zusammen mit Landrat Markus Ramers, Aufsichtsratsvorsitzender der Eifel Tourismus GmbH, Hans-Peter Böffgen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, Karsten Heinsohn, Geschäftsführer der DWIF München, Dr. Petra Holz, Geschäftsführerin Eifelverein und Matthias Irle, zentraler Wegemanager Eifelsteig, die Studie der Öffentlichkeit vor.
Positive Ergebnisse der Studie Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Die Betriebe entlang des 313 km langen Eifelsteigs profitieren ökonomisch von dem Fernwanderweg. „Basierend auf den Buchungszahlen der Eifel Tourismus GmbH war uns schon bekannt, dass der Eifelsteig einen großen Anteil an den Umsatzzahlen der Betriebe in der Eifel hat. 2024 war beispielsweise mit 955.000 Euro das bisher umsatzstärkste Jahr. Unser Ziel war es, mit der Studie eine flächendeckende Befragung der Gastgeber durchzuführen, um die gesamte Wertschöpfung des Eifelsteigs umfassender zu ermitteln“, erklärt Markus Ramers. „Nun steht uns erstmals eine fundierte Grundlage zur Verfügung, um die Wirkung öffentlicher Investitionen auf die Entwicklung privater Betriebe am Beispiel des Eifelsteigs darzustellen“.
Bürgermeister Böffgen kann die positiven Auswirkungen bestätigen: „Der Eifelsteig ist ein Schlüsselprojekt für das Gerolsteiner Land. Der Wanderweg hat einiges an privatem Investment in der Region angestoßen. Rund zehn wanderfreundliche Unterkünfte engagieren sich aktiv am Weg und gehören der Angebotsgruppe ‘Wanderfreundliche Gastgeber’ am Eifelsteig an. Der Eifelsteig war für unsere Region auch ein Impulsgeber, um weitere Wanderwege, wie die Vulkaneifel-Pfade und die Muße-Pfade zu entwickeln“.
Hohe Wertschöpfung entlang des Eifelsteigs
Den jährlichen Umsatz für die Betriebe – dazu zählen die Übernachtungsbetriebe, die Gastronomie aber auch der Einzelhandel – beziffert die Studie insgesamt auf 22,8 Millionen Euro. „Dies ist ein starkes Ergebnis und es unterstreicht die Bedeutung und den Erfolg unserer Arbeit“, freut sich Markus Ramers. „Aus dem Gesamtumsatz ergibt sich damit ein Durchschnittswert von 72.900 Euro Umsatz pro gelaufenen Kilometer des Eifelsteigs. Die Einrichtungskosten lagen vor 15 Jahren bei rund 1.500 Euro/km. Die Unterhaltungskosten sind deutlich geringer: Die Anrainer-Kommunen zahlen jährlich 200 Euro/km – 100 Euro für Marketingmaßnahmen und 100 Euro für Unterhaltungskosten. Das Ergebnis ist ein hervorragender Impuls in die Region und zeigt uns, dass Kommunen mit einem verhältnismäßig geringen Beitrag viel erreichen können und die privaten Unternehmen in ihrer Region mit der Bereitstellung der touristischen Infrastruktur unterstützen“. Die touristischen Zielgruppen des Eifelsteigs setzen sich zu rund 85 Prozent aus Tagesgästen und zu knapp 15 Prozent Übernachtungsgästen zusammen. Zu den Übernachtungsgästen zählen sowohl Regiowanderer, die ihren Urlaub in einer festen Unterkunft gebucht haben und von dort aus Touren unternehmen, als auch die Fern- und Tourenwanderer, die den Eifelsteig etappenweise wandern und täglich die Unterkunft wechseln. Das dwif quantifizierte etwa 100.000 Übernachtungen in Betrieben und 600.000 Tagesgäste. Aus den Aufenthaltstagen und den Tagesausgaben entsteht eine Wertschöpfung von 22,8 Millionen Euro Bruttoumsatz. Daraus ergibt sich ein Einkommensbetrag von 10,4 Millionen Euro. Dies entspricht einem Äquivalent von rund 360 Personen, die durch den Eifelsteig ein durchschnittliches Primäreinkommen (29.002 Euro) pro Kopf und
Die Sicht der Betriebe
Der Eifelsteig verbessert die Wanderqualität und erhöht die Auslastung, dies können viele Betriebe am Steig bestätigen: Etwa 70 Prozent der gewerblichen Unternehmen (Beherbergungsbetriebe ab zehn Betten) und rund 37 Prozent der Privatvermieter stellen positive Effekte für sich fest. Fast 80 Prozent der Unterkünfte bieten den Wanderurlaubern spezielle Leistungen für ihren Urlaub an. Dazu zählten Informationen zu regionalen Wanderangebot, Shuttelservices, Trockenräume für die Kleidung und Ausrüstung sowie Übernachtungsmöglichkeiten auch nur für eine Nacht.
Für Gastronomen wie Tobias Stadtfeld vom Hotel-Restaurant Heidsmühle bei Manderscheid erweist sich der Eifelsteig als „fundamental“ für die Entwicklung des Tourismus im Ort: „Für unser Hotel kann ich sagen, dass über achtzig Prozent unserer Gäste Wanderer sind, die den Eifelsteig – oder Teile dessen – und seine Partnerwege bewandern“. Da die Streckenwanderer auf dem Steig nicht motorisiert sind, werde der kostenlose Shuttleservice der Heidsmühle in der Saison täglich genutzt. Der Landgasthof Gut Marienbildchen in Roetgen ist eines der Beispiele für weitere private Investitionen, die regelmäßig durch den Eifelsteig angestoßen werden. „Er war klar das Motiv für uns vor einigen Jahren, unser Haus umzubauen, um die durch den Steig erhöhte Nachfrage nach Übernachtungen erfüllen zu können“, sagt Geschäftsführer Jürgen Ziemons. „Er ist für uns von großer Bedeutung und bringt allein im Bereich Hotellerie rund zwanzig Prozent des Gesamtumsatzes“. Der Landgasthof ist zertifiziert nach den Kriterien „Wanderbares Deutschland“ und wird von der Zielgruppe dank entsprechender Plattformen wahrgenommen.
Wenn wie im Fall des Hotel-Cafés Schlossblick in Blankenheim rund 85 Prozent der Gäste Wanderer sind, spricht das für sich. „Wir liegen direkt am Eifelsteig“, sagt Inhaberin Gilberte Mercier, „natürlich ist er für uns ein Marketinginstrument“. Auch für die historische und romantische Burg Bruch im Süden der Eifel ist der Eifelsteig nach Auskunft von Betreiber Alexander Müller ein ganz wichtiger Faktor. „Wir sind gut gebucht. Der Eifelsteig ist natürlich vor allem im Sommer ein Umsatzbringer. Mindestens achtzig Prozent unserer Gäste wandern auf dem Steig“.
Studie bestätigt Arbeit des Eifelvereins
„Die Zahlen sind ein klarer Auftrag an alle beteiligten Kommunen, die bisherige Qualität des Eifelsteigs nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln“, sagt Ramers. Das Ergebnis bestärkt auch den Eifelverein in seiner bisherigen Arbeit: „Die Studie bestätigt uns vom Eifelverein, auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Netzwerk rund um den Eifelsteig zu spielen.
Unsere Wegepaten leisten eine hervorragende Arbeit. Ihnen liegt ihre Heimat am Herzen und sie tragen aktiv zur Pflege des Eifelsteigs bei“, lobt Dr. Ralf Nolten das Engagement der Wegepaten. Wegemanagement Von Beginn an hat der Eifelverein das Wegemanagement des Eifelsteigs übernommen. “Der Eifelverein verantwortet das Wegemanagement ja nicht nur auf dem Eifelsteig, sondern auch auf seinen eigenen 16 Hauptwanderwegen. Dabei bemerke ich immer wieder, wie sehr die Erfahrungen unserer Leute auf dem Eifelsteig sich positiv auf die eigene Arbeit und unser eigenes Wanderwegenetz auswirken. Der Eifelsteig hat da durchaus eine Pilotfunktion, sei es, was die Digitalisierung, die Prozesse aber auch die Kommunikationsstrukturen angeht”, sagt Dr. Ralf Nolten. Die Wegepaten laufen in regelmäßigen Abständen ihre Teilstrecken ab und schauen, ob beispielsweise die Beschilderung und das Mobiliar an den Rastplätzen entlang des Weges in Ordnung sind oder ob es sonstige Schäden auf dem Steig gibt. Diese Informationen geben sie an den zentralen Wegemanager Matthias Irle weiter, der gegebenenfalls Reparaturaufträge vergeben kann: „Wir setzen inzwischen das digitale System Tourinfra ein, mit dem die Wegepaten sofort Schäden digital melden können“.
Zukunft des Eifelsteigs
Mit der Ausweitung von Packages für die Wanderurlauber konnte die Eifel Tourismus GmbH die Zielgruppen erweitern. „Wir befragen regelmäßig unsere Gäste und daraus ergab sich, dass manchen Wanderern die Etappen zu anspruchsvoll und zu lang sind. Daher haben wir 2024 unsere Pauschalen bei der Eifel Tourismus GmbH angepasst und vermehrt Packages mit kürzeren Etappen ins Angebot aufgenommen“, sagt Wolfgang Reh.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass gemeinsam viel erreicht werden kann. Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, dies macht den Erfolg des Eifelsteigs aus. „Die Studie bietet uns eine Grundlage, damit alle Partner und Anrainer-Kommunen gemeinsam an der Weiterentwicklung des Eifelsteigs arbeiten können. Ziel ist es, die hohe Qualität des Eifelsteigs nicht nur zu erhalten, sondern stetig auszubauen“, betont Wolfgang Reh. Die Kriterien des Deutschen Wandersiegels an einen Premiumwanderweg sind hoch, doch alle Beteiligten stellen sich dieser Aufgabe. Im September dieses Jahres steht die Re-Zertifizierung an. „Wir sind auf dem richtigen Weg, dies bestätigt uns die Studie. Die positiven Zahlen geben uns Aufwind für die zukünftige Arbeit, damit der Eifelsteig weiterhin einer der beliebtesten Fernwanderwege in Deutschland bleibt“.
Der Eifelsteig
Der Eifelsteig ist ein Premiumwanderweg, der in 15 Tagesetappen und 313
Kilometern von Aachen nach Trier führt. Er ist ein deutschlandweites
Spitzenprodukt im Wandertourismus. Alle drei Jahre wird der Steig vom
Deutschen Wanderinstitut e.V. überprüft und re-zertifiziert. Die nächste Re-
Zertifizierung steht im September 2025.