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Beitragsbild: Prof. Dr. Frank Schaal

18. September 2024

Campingtourismus in der Eifel liegt im Trend

Professor Dr. Frank Schaal stammt aus der Südeifel und ist Geschäftsführer des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD) mit Sitz in Berlin. Anlässlich einer Campingtourismuskonferenz in Bitburg schildert Schaal die Chancen und Herausforderungen der Branche auch in der Eifel.

Mit über 42,3 Millionen Übernachtungen in 2023 ist Camping eine wichtige Säule der Tourismuswirtschaft. Wie gut ist die Campinginfrastruktur der Eifel auf diesen weiter wachsenden Markt vorbereitet?

Schaal: Die Eifel ist für den Campingtourismus eine wichtige Region und bei den Urlaubern beliebt. Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, also die Bundesländer mit Eifelbezug, liegen auf den Plätzen fünf und sechs der beliebtesten deutschen Campingregionen. Eine generelle Aussage über die Qualität der Plätze in der Region ist jedoch schwierig, weil sie sehr heterogen sind. Beispielsweise sind die Wunden der Flut von 2021 nicht überall beseitigt, während es andere Plätze sogar geschafft haben, dank Modernisierung und Neuaufstellung besser als zuvor dazustehen. Die Ursachen hierfür sind von Fall zu Fall andere. Doch allgemein sind die Perspektiven sehr gut. Die Eifeler Campinganbieter wissen, auf welche Zielgruppen sie sich fokussieren müssen, etwa auf Reisemobilisten, Familien, Kurzzeitcamper, Dauercamper, auf Eventcamper oder auf rein touristische Camper. Auch werden Trends wie Glamping oder Mobile Homes positiv berücksichtigt, was bedeutet, dass andere Zielgruppen angesprochen werden oder die Saison verlängert wird. Das erhöht die Erträge. Zudem bedeutet eine entzerrte Saison, dass Fachkräfte gehalten werden können.

Welche Campingurlauber zieht es in die Eifel?

Schaal: Nach wie vor kommen viele Belgier und Niederländer, mit moderat steigenden Zahlen. Dabei erfolgt bei ihnen das Wachstum auf sehr hohem Niveau, was durch die Tatsache illustriert wird, dass in den Niederlanden ein Campingfahrzeug auf 31 BewohnerInnen kommt. Ein sehr stark boomendes Segment ist jedoch der Inlandstourismus mit Urlaubern aus allen deutschen Quellgebieten, und zwar schon seit 2008 und nicht erst seit der Pandemie. Die hat allerdings den Trend zum Campingurlaub weiter befeuert. Camper mit Wohnmobilen sind in der Regel finanziell ganz gut aufgestellt, wobei rund ein Viertel der Wagen gemietet und keine Eigenanschaffungen sind. Es sind längst nicht überwiegend „Silver Ager“, die sich für Camping entscheiden, sondern die Klientel ist jünger als die Durchschnittsreisenden. Vor allem für Familien ist das eine attraktive Urlaubsform, denn im Vergleich zum normalen Hotelaufenthalt sind Campingplätze entweder mit großem Zelt oder Wohnmobil oder Wohnwagen deutlich preisgünstiger.

Womit punktet die Eifel als Mittelgebirgsregion bei den Campingurlaubern?

Schaal: Die Verbindung aus Naturerleben, Individualismus und Action fällt leicht, Wandern und Radfahren sind bei Campern mit die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, natürlich auch die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten. Es gibt viele Campingfahrzeuge mit Fahrrädern oder eBikes huckepack, so dass ein dichtes Wegenetz mit Anknüpfungspunkten in der Nähe von Campingplätzen ein großes Plus ist. Es fällt leicht, flexibel und spontan zu entscheiden, was man macht und von welchem Campingplatz aus man es macht, denn fast überall gibt es meistens noch ein Kontingent an freien Kapazitäten, selbst in der Hochsaison. Zudem können gerade Mittelgebirgsregionen – auch in Deutschland – von einem sich abzeichnenden Trend profitieren. Coolcation heißt das Stichwort, das immer häufiger kommuniziert wird. Gemeint ist ein Klima, das auch im Sommer keine übermäßige Hitzebelastung mit sich bringt wie mittlerweile in den mediterranen Destinationen. Die waldreiche Eifel mit ihren Höhenzügen ist dafür gut geeignet.

Wie gut haben sich die Campinganbieter auf die neuen Herausforderungen eingestellt?

Schaal: Sie bieten ihren Gästen die notwendige Flexibilität, sie haben in der Regel gute Markt- und Zielgruppenkenntnisse. Überdies gibt es spezielle Schulungen für Campinggastgeber, die sie wahrnehmen. Zumeist sind es kleine Familienbetriebe, die im Vergleich zur Hotellerie sogar einen Vorteil haben: Bei anstehenden Generationswechseln der Inhaber ist die Nachfolge oft schon bestens geregelt. Das Campingsegment entwickelt sich insgesamt sehr positiv, was auch ausgewiesene Campingfans wissen, die selbst aktive Gastgeber werden wollen und geeignete Plätze zur Übernahme suchen. Bei vielen Plätzen noch ausbaufähig ist die Digitalisierung mit besserer Online-Buchbarkeit und -Sichtbarkeit im Internet. Daran arbeiten wir.

Das Interview führte Angelika Koch, Redakteurin bei der Eifel Tourismus GmbH

Professor Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD).Quelle: Prof. Dr. Frank Schaal

Professor Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD).


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Autor(in): Stephan Kohler
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