Petra Dick-Walther – die neue Staatssekretärin im MWVLW stellt sich vor
Petra Dick-Walther ist seit dem 18. Mai Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz und für den Tourismus zuständig. Sie lebt in Bad Dürkheim, hat zwei Kinder und 5 Enkelkinder.
Welche Themen haben die erste Zeit Ihrer Amtszeit geprägt? Schildern Sie bitte Ihre Eindrücke der ersten Arbeitswochen?
Meine ersten Arbeitswochen haben mir viele neue Eindrücke bezüglich der Arbeit in einer Landesregierung gebracht. Als Geschäftsführerin eines Handwerksbetriebes bin ich Führungsaufgaben gewohnt, aber ein Ministerium dieser Größe und Bedeutung funktioniert nun einmal ganz anders. Thematisch waren die ersten Wochen zunächst durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen auf die Wirtschaft geprägt, bevor seit der Unwetterkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli unsere ganze Kraft der Krisenbewältigung und der Koordinierung der ersten Schritte zum Wiederaufbau galt.
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die Tourismusentwicklung in Rheinland-Pfalz?
Der Tourismus befindet sich in einer sehr schwierigen Lage, denn die Corona-Pandemie hat die Tourismuswirtschaft mit den Lock-Downs und Reiseeinschränkungen härter als viele anderen Wirtschaftszweige getroffen. Die Soforthilfe- und Konjunkturhilfsprogramme von Bund und Land haben die Unternehmen in dieser schwierigen Zeit unterstützt und konnten wichtige Hilfen bieten. Nun heißt es den Blick nach vorne zu richten, auch wenn die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist. Unsere touristischen Betriebe brauchen eine sichere Perspektive und klare Corona-Regeln für eine zukunftsfähige Betriebsführung. Wir möchten einen weiteren Lock-Down vermeiden. Dennoch muss allen Beteiligten klar sein, dass es in diesen Zeiten keine Garantien gibt – besonders vor dem Hintergrund der Pandemieentwicklung.
Ich habe großen Respekt vor den Tourismusakteuren und -akteurinnen, die in diesen Zeiten einen Betrieb zu führen haben und nicht nur für die eigene Familie, sondern auch für Angestellte eine Verantwortung tragen. Viele Mitarbeitende haben aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie die Tourismusbranche verlassen und in anderen Wirtschaftsbereichen eine Anstellung gefunden. Der bereits vor der Pandemie bestehende Fachkräftemangel hat sich damit noch verschärft. Für eine gute Tourismusentwicklung benötigen wir aber gute und engagierte Mitarbeiter. Uns ist es wichtig, dass wir das Image der Arbeitsplätze in Gastronomie und Hotellerie verbessern und wieder mehr junge Menschen einen beruflichen Einstieg in die oft familiengeführten Betriebe finden.
In diesen Zeiten müssen wir Rheinland-Pfalz noch stärker sichtbar machen. Zusätzlich zur Jahresmarketingkampagne der Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH (RPT) und der ReStart-Förderung der regionalen Tourismusorganisationen, der Städte, der Romantic Cities und der Sektion Heilbäder und Kurorte, hat die RPT im Auftrag des Wirtschaftsministeriums eine erfolgreiche Sommer-ReStart-Marketingkampagne im Juli unter dem Motto „Zeit für …“ durchgeführt. Damit haben wir die durch den langen Lock-Down im Winter und Frühjahr betroffene Tourismusbranche zusätzlich gestärkt. Im Herbst setzen wir die Kampagne mit dem Ziel fort, Rheinland-Pfalz mit dem Einsatz der Wirtschaftsstandortmarke „Rheinland-Pfalz.Gold” noch bekannter zu machen.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal fordert neben der Corona-Krise unsere ganze Aufmerksamkeit und unser Engagement. Die Hilfsbereitschaft und die angelaufenen Hilfsmaßnahmen und —aktivitäten sind unbeschreiblich. Die Landesregierung wird die Menschen im Ahrtal bzw. in den Flutorten nicht alleine lassen. Bund und Land haben ein gewaltiges Hilfspaket auf den Weg gebracht. Die Inhaber der zerstörten Übernachtungsbetriebe brauchen eine Perspektive, denn ohne Hotels kann es keinen Tourismus im Ahrtal geben. Der Wiederbau in dem von der Flutkatastrophe zerstörten Ahrtal bietet trotz aller Zerstörungen, persönlichen Verluste und Schicksaale eine besondere Chance, insbesondere dem Tourismus ein neues, schöneres Gesicht zu geben und das Ahrtal wieder in eine prosperierende, sehens- und besuchenswerte Destination zu entwickeln. Viele Bereiche müssen komplett neu aufgebaut werden.
Mir ist wichtig, dass die Wünsche und Ziele der Bewohner und Bewohnerinnen des Ahrtals in die Planungen einfließen. Denn die Menschen geben mit ihrer Gastfreundschaft der Tourismus- und Weinregion ein Gesicht. Ich spüre vor Ort trotz aller Herausforderungen sehr viel Zuversicht. Das stimmt mich positiv!
Mit der Tourismusstrategie Rheinland-Pfalz 2025 verfügen wir über ein Instrument, mit dem wir den Tourismus im Land stärken und zukunftsorientiert entwickeln sowie Veränderungen anstoßen können. Wir setzen die Tourismusstrategie seit 2018 gemeinsam mit vielen Partnern und Tourismusakteuren um und haben — wie ich mich in der Sitzung der Steuerungsgruppe Mitte September überzeugen konnte – einen sehr guten Weg eingeschlagen, um die Tourismusentwicklung zukunftsfähig zu gestalten. Mein Eindruck ist, dass die Partner der verschiedenen Strategieprojekte sehr gut mit einander kooperieren, die Ziele und Maßnahmen konstruktiv abstimmen und engagiert bearbeiten. Der vereinbarte Collective Impact’ wird gelebt.
Im 2020 wurde das Gutachten zur Analyse und Optimierung des System Tourismus vorgelegt. Das Gutachten stellt den ersten Schritt zur Neuaufstellung der touristischen Strukturen dar. Im nächsten Schritt werden die Soll-Konzepte für die RPT, die regionale und die kommunale Ebene erstellt. Diese Phase startet in Kürze, und ich lade zu einem offenen und zielgerichteten Prozess ein. Ebenso haben die Aktivitäten in den weiteren Strategieprojekten an Fahrt aufgenommen wie zum Beispiel im Bereich der Familienunternehmen oder zur Informationsoffensive.
Die Digitalisierung fordert auch die rheinland-pfälzische Tourismusbranche heraus und stellt uns vor besondere Herausforderungen. Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie uns deutlich vor Augen geführt hat, wie wichtig digitale Angebote, Informationen und Daten im Tourismus sind. Dazu benötigt es ebenso eine hohe Digitalkompetenz bei den Akteuren in den verschiedensten Tourismusbereichen. Wir haben an einer Unterstützung der Tourismusbranche in der Corona-Pandemie ein besonderes Interesse. Deshalb fördern wir u. a. den Aufbau von Digitalkompetenz und leisten gezielte Wirtschaftsförderung, um Wertschöpfung in der stark belasteten Tourismusbranche zu generieren und die Folgen der Corona-Pandemie nachhaltig abzumildern. Mir ist bewusst, dass der Digitalisierung auch nach der Corona-Pandemie sehr hoher Stellenwert für eine erfolgreiche Tourismusentwicklung beigemessen werden muss, und ich werde mich dafür einsetzen, dass wir diese Aufgaben bewältigen können.
Was wünschen Sie sich für den Tourismus in Rheinland-Pfalz?
Rheinland-Pfalz bietet mit seinen herrlichen Wein- und Kultur- und Waldlandschaften, oder den eindrucksvollen Flusstälern hervorragende Urlaubsmöglichkeiten. Als Ausgleich zu der immer stärker werdenden digitalen Alltagswelt brauchen wir Orte, an denen das Erlebnis und die menschliche Begegnung in den Mittelpunkt rücken. Dazu gibt es Rheinland-Pfalz reichlich Gelegenheit. Ebenso können sich die Gäste bei unseren hervorragenden und engagierten Gastgebern wohlfühlen und beste Gastfreundschaft genießen.
Die Corona-Pandemie und die Ahr-Flut haben uns jedoch vor Augen geführt, wie sensibel unsere Tourismuswirtschaft ist, die einen wichtigen Stellenwert innerhalb der rheinland-pfälzischen Wirtschaft einnimmt. Ich wünsche mir, dass der Tourismus auch zukünftig eine starke Branche bleibt. Dafür möchte ich mich einsetzen.
Wie machen Sie selber am liebsten Urlaub?
Mit Freunden und Familie nutze ich gerne die Urlaubsregionen in Rheinland-Pfalz, sei es mit Cabrio-Touren, als Radtouristin oder zu Fuß auf einer der schönen Wanderrouten des Landes. Ich gebe aber zu, um der dunklen Jahreszeit etwas entgegenzusetzen zieht es mich in den Herbst-/Wintermonaten auch immer wieder auf die Kanaren.