Rund 100.000 Übernachtungen mehr im ersten Halbjahr
Auch in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 ist der Tourismus in Rheinland-Pfalz weiter gewachsen. Mit einem Übernachtungszuwachs von 1,0% befindet sich das Bundesland das dritte Mal in Folge im ersten Halbjahr auf Wachstumskurs. Mit 9,98 Millionen Übernachtungen rückt die 10-Millionen-Marke immer näher (Ankünfte: 4,03 Millionen, +0%). Noch nicht mit berücksichtigt sind hier die rund 330.000 Gäste bzw. rund 1,1 Mio. Übernachtungen in Privatquartieren, in den anderen Bundesländern jedoch nicht von der amtlichen Statistik ausgewiesen werden. Der inländische Markt (+1,2 %) entwickelte sich erneut etwas dynamischer als der ausländische Markt (+0,5).
Auch in allen anderen Bundesländern entwickelten sich im ersten Halbjahr 2019 die Übernachtungen positiv. Die Stadtstaaten Bremen (+7,5 Prozent), Hamburg (+5,5 Prozent) und Berlin (+5,3 Prozent) sind die heimlichen Gewinner des Bundesländerrankings und zeigen einmal mehr die Bedeutung des Städtetourismus in Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern (+14,5 Prozent) und Schleswig-Holstein (+5,7 Prozent) sorgten Sondereffekte für die hohen Steigerungsraten.
Berichtskreisprüfungen sorgen für Verzerrungen
Wie bereits im Jahr 2018 stellt die amtliche Statistik die Touristiker weiter vor Interpretationsprobleme. In einigen Bundesländern, darunter Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern, fanden und finden Berichtskreisprüfungen statt, die auch Auswirkungen auf den Deutschlandwert haben. Hier wird die Liste der meldepflichtigen Betriebe aktualisiert. In den beiden norddeutschen Bundesländern werden zudem Apartmentvermittlungen in die berichtspflichtige Gruppe der Betriebe ab 10 Betten übernommen (bisher als Privatvermieter gelistet), so dass es sich bei den ausgewiesenen Steigerungsraten größtenteils um einen statistischen Effekt und kein reales Wachstum handelt. Zukünftig sind auch in anderen Bundesländern Berichtskreiserweiterungen zu erwarten.
Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz berücksichtigt im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern in seiner Berichterstattung Privatzimmervermieter und gewerbliche Kleinbetriebe mit weniger als zehn Betten. Das Statistische Bundesamt sowie alle anderen Statistischen Landesämter weisen die Ankünfte und Übernachtungen in Betrieben mit zehn und mehr Betten (sog. gewerblichen Betrieben) aus. Damit Vergleiche auf Bundesebene möglich sind, werden für das Landesergebnis von Rheinland-Pfalz nur die Betriebe ab zehn Betten (ohne Privatvermieter) einbezogen. Auf kleinräumiger Ebene (Regionen, Städte, Auslandsmärkte) sind die Daten inkl. Privatvermieter.
Der Jahresstart verlief im Bundesland eher verhalten. Zwischen Januar und März gab es durchweg Verluste. Im April – von den Osterferien begünstigt – legten die Übernachtungen erstmals zu (+6,8 %). Im Mai gab es hingegen deutliche Einbrüche (-11,2 %), die im Juni wieder aufgefangen werden konnten (+13,9 %).
Die Aufenthaltsdauer blieb in den ersten Quartalen wie schon in den vergangenen Jahren mit 2,5 Tagen unverändert. Damit lag Rheinland-Pfalz im bundesweiten Durchschnitt und gleichauf mit Bayern. Die Spitzenreiter Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern blieben mit 3,7 Tagen unangefochten vorn. In den Stadtstaaten Bremen (1,9) und Hamburg (2,0) ist die Aufenthaltsdauer am geringsten.
Die gewerblichen Ferienhäuser und Ferienwohnungen machten im ersten Halbjahr mit +10,1 % den größten Sprung nach vorn. Auch die Campingplätze legten mit einem Übernachtungsplus von 6,7 % kräftig zu. In der Hotellerie zeigt sich das Bild etwas differenzierter: die Hotels, mit rund 4,2 Millionen Übernachtungen der stärkste Betriebstyp, hatte leichte Einbußen (-0,1 %), die Hotel garnis hingegen schnitten mit +7,9 % sehr gut ab.
Die Zahl der geöffneten gewerblichen Beherbergungsbetriebe (Stand Juni) blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant, die Anzahl der angebotenen Schlafgelegenheiten stieg hingegen leicht um 1,3 %. Bei der Bettenauslastung liegt Rheinland-Pfalz im Zeitraum Januar bis Juni mit 27,9 % im hinteren Bereich im Bundesländerranking.
Fünf Regionen mit Übernachtungszuwächsen
Fünf der Regionen konnten bis inkl. Juni 2019 mehr Übernachtungen aufweisen. Spitzenreiter war die Ahr mit einem Plus von 4,4%. Nach mehreren Jahren mit Rückgängen im ersten Halbjahr ein sehr gutes Ergebnis für die Region. Auch Rheinhessen (+2,7 %) und die Pfalz (+2,3 %) wuchsen überdurchschnittlich. Rheinhessen kann damit die Verluste aus dem Vorjahreszeitraum mehr als ausgleichen. Die Pfalz – vom Volumen her die zweitstärkste Region – knüpft an das gute Ergebnis von Januar bis Juni 2018 an. Die Region Westerwald-Lahn hingegen bleibt nach einigen dynamischen ersten Jahreshälften hinter ihren Top-Ergebnissen um 1,4 % zurück. In den anderen Regionen waren die Verluste geringer.
Wissenschaftliche Beratung:
dwif-Consulting GmbH
Anja Schröder, Karsten Heinsohn