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29. Mai 2019

Freizeiteinrichtungen in Rheinland-Pfalz 2018 mit steigenden Besucherzahlen

Der Besuch einer neuen Kunstausstellung, ein Tag mit der Familie im Freizeitpark oder der Besuch eines Naturinfozentrums: Freizeit- und Kultureinrichtungen spielen als attraktive Ziele für Ausflüge vom Wohn- oder Urlaubsort eine elementare Rolle für den Tourismus in Rheinland-Pfalz und seinen Destinationen. Die amtliche Statistik liefert darüber keine Informationen. In Form eines Besuchermonitorings beobachtet das dwif seit vielen Jahren die Wettbewerbssituation der Freizeitwirtschaft in Rheinland-Pfalz. Rund 160 Einrichtungen liefern dafür monatlich ihre Besucherzahlen zu, weitere interessierte Einrichtungen können sich gern am Freizeitmonitoring beteiligen.

Entgegen dem bundesweiten Trend gehören die Freizeiteinrichtungen in Rheinland-Pfalz 2018 zu den Gewinnern und konnten ihre Besucherzahlen um 2,0 Prozent steigern. Das war im Jahr 2018 nicht selbstverständlich, denn in vielen Regionen Deutschlands verloren die Freizeiteinrichtungen aufgrund der Sommerhitze in den besucherstarken Monaten zahlreiche Besucher. Auch in Rheinland-Pfalz ist das Ergebnis differenziert zu betrachten, denn die steigenden Besucherzahlen sind vor allem den Erlebnisbädern/Thermen und hier vor allem den Freibädern oder Bädern mit großen Außenbereichen zu verdanken, die aufgrund der Witterungsbedingungen einen großen Sprung nach vorn machten. Betrachtet man den Jahresverlauf, so entwickelten sich die Besucherzahlen in den einzelnen Monaten sehr uneinheitlich. Die größten Zuwächse gab es im Januar (+20,3 Prozent), im Mai (+12,2 Prozent), im besucherstarken Juli (+10,4 Prozent) sowie im September (+12,1 Prozent). Stärkere Rückgänge verzeichneten die Freizeiteinrichtungen im Februar (-12,2 Prozent) und im Juni (-10,6 Prozent).

Bei den einzelnen Kategorien zeigte sich folgendes Bild:
• Die Erlebnisbäder/Thermen führten das Feld mit +9,4 Prozent an. Juli (+71,5 Prozent) und August (+36,5 Prozent) sorgten für das Top-Ergebnis und konnten die acht Monate mit Verlusten mehr als ausgleichen.
• Freizeit- und Erlebniseinrichtungen entwickeln sich auch in den meisten anderen betrachteten Bundesländern und Regionen seit mehreren Jahren sehr gut. Mit +2,8 Prozent konnten sie 2018 auch in Rheinland-Pfalz ihre Besucherzahl steigern.
• Auch die Denkmäler/historischen Bauwerke platzieren sich mit einem Besucherplus von 2,5 Prozent sehr gut. Monate mit Besuchersteigerungen wechselten sich hier das ganze Jahr über mit Monaten mit Besucherrückgängen ab, so dass keine Tendenz zu erkennen war.
• Die Stadtführungen und die Zoos/Tierparks konnten das Ergebnis aus dem Vorjahr mit +0,5 Prozent knapp übertreffen. Entgegen dem Ergebnis in vielen anderen Bundesländern stiegen die Teilnehmerzahlen an Stadtführungen in Rheinland-Pfalz auch in den warmen Sommermonaten Juni, Juli und August. Die Zoos/Tierparks verloren in diesen Monaten deutlich zweistellig, konnten dafür jedoch im Januar, Mai und zwischen September und Dezember deutliche Zuwächse verbuchen.
• Das Ergebnis aus dem Vorjahr gehalten haben die Burgen/Schlösser im Bundesland. Die Verluste zwischen Juni und August konnten im Januar und März sowie gegen Jahresende wieder wettgemacht werden.
• Museen/Ausstellungen (-4,5 Prozent) sowie Freilichtmuseen/Besucherbergwerke (-7,0 Prozent) zählten 2018 zu den Einrichtungstypen mit Verlusten. Nur jeweils rund ein Viertel der Einrichtungen konnte mehr Besucher als im Vorjahr begrüßen. Den Großteil der Verluste gab es auch hier in den heißen Sommermonaten, aber auch der Herbst brachte diesen Einrichtungen nicht den erhofften Besucherzustrom.
• Das Niedrigwasser auf dem Rhein und anderen Flüssen im Bundesland ließ der Ausflugsschifffahrt 2018 wie auch in anderen Regionen keine Chance. Mit 7,0 Prozent weniger Fahrgästen als 2017 liegt diese Kategorie am Ende des Rankings.

Perspektiven und Trends in der Freizeitwirtschaft
Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden die Freizeiteinrichtungen im Frühjahr 2018 zu aktuellen Entwicklungen und künftigen Planungen befragt. Deutschlandweit haben 293 Einrichtungen an der Befragung teilgenommen, in Rheinland-Pfalz waren es 52.

Freizeiteinrichtungen stehen vor der Aufgabe, ihren Besuchern auf qualitativ hochwertigem Niveau Erlebnisse zu bieten und sich stetig weiterzuentwickeln, um nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Im vergangenen Jahr planten demzufolge auch mehr als vier Fünftel der befragten Einrichtungen in Rheinland-Pfalz größere Maßnahmen zur Attraktivierung ihrer Einrichtung. Allgemeine Instandhaltungen (58Prozent), die Schaffung neuer Attraktionen/Erweiterungen (37 Prozent) sowie Modernisierungen/Qualitätsverbesserungen (33 Prozent) waren die Top-3-Nennungen. Aber auch das Thema Digitalisierung war für ein Fünftel der Befragten 2018 ein bedeutsames Arbeitsfeld.

Kurze Investitionszyklen stellen Freizeiteinrichtungen vor Herausforderungen in der Finanzierung
Um auch künftig nicht den Anschluss zu verlieren, bedarf es regelmäßiger Investitionen. Für Modernisierungen müssen rund 30 Prozent der Einrichtungen alle ein bis zwei Jahre Geld in die Hand nehmen, weitere 13 Prozent alle drei bis vier Jahre. Geht es um notwendige Angebotserweiterungen, sind die Abstände noch kürzer: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) gibt hier alle ein bis zwei Jahre Bedarf an, weitere 25 Prozent alle drei bis vier Jahre. Bei diesen kurzen Investitionszyklen stehen die Freizeiteinrichtungen Jahr für Jahr vor der Herausforderung, die entsprechenden finanziellen Mittel einzuspielen.

Das durchschnittliche Marketingbudget aller befragten Freizeiteinrichtungen in Deutschland liegt bei rund 58.000 Euro. Die Einrichtungen in Rheinland-Pfalz liegen mit rund 33.000 Euro deutlich darunter. Die Ausgangslage stellt sich dabei für die einzelnen Einrichtungsgruppen ganz unterschiedlich dar. Große Erlebnisbäder/Thermen erreichen Durchschnittswerte von über 100.000 Euro jährlich, wohingegen etwa Naturinfozentren im Schnitt weniger als 10.000 Euro aufwenden. Trotzdem müssen alle Einrichtungen ihrem Budget entsprechende Maßnahmen zur Gewinnung neuer Gäste sowie zur Kundenbindung durchführen, um auf dem Markt weiterhin erfolgreich zu sein. Dass eine eigene Website zum Standard gehört, haben 94 Prozent der Freizeiteinrichtungen in Rheinland-Pfalz bereits erkannt. Auch Pressearbeit, Printprodukte sowie eine Anzeigenschaltung print/online landeten auf den vorderen Plätzen. Im Bereich der Social Media-Aktivitäten hat sich in den letzten Jahren ebenfalls einiges getan. Rund 70 Prozent der Einrichtungen in Rheinland-Pfalz bespielen diese Kanäle. Hier sind jedoch gerade die Qualität des Bildmaterials und die Aktualität entscheidend. Auch die Integration der Gäste in diese Kommunikation wirkt positiv.

Die Besucher als Marketingpartner verstehen
Die Freizeiteinrichtungen sind nicht nur für Urlaubsgäste ein Anziehungspunkt. Für die Freizeitgestaltung der Einheimischen spielen sie eine ebenso wichtige Rolle. Tagesgäste und Ortsansässige stellen bei rund 80 Prozent der Freizeiteinrichtungen in Rheinland-Pfalz mehr als die Hälfte der Besucher. Entsprechend müssen die Marketingmaßnahmen gerade die regionale Bevölkerung erreichen. Besucher aus dem Ausland sind für die rheinland-pfälzischen Freizeiteinrichtungen eine wichtige Zielgruppe und zwar stärker als in anderen Bundesländern und Regionen in Deutschland. So gaben ein Viertel der Einrichtungen an, dass ausländische Besucher rund ein Drittel ihrer Gäste stellen. Zum Vergleich: in allen betrachteten Regionen sind es nur 10 Prozent. Im Auslandsmarketing sind bisher allerdings erst gut ein Viertel der Einrichtungen (allein oder mit Partnern) aktiv (alle betrachteten Regionen: 36 Prozent). Die Top-Märkte sind hierbei die Nachbarländer Belgien/Luxemburg sowie die Niederlande. Gerade hier ist die Kooperation untereinander und mit den regionalen und landesweiten Tourismusorganisationen wichtig, um angesichts der zur Verfügung stehenden Budgets überhaupt Effekte in den Auslandsmärkten auslösen zu können.

Eine nicht zu unterschätzende Frage betrifft zudem die Erreichbarkeit der Freizeiteinrichtungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier gibt es Verbesserungspotenzial. Zwar befindet sich bei 70 Prozent der Einrichtungen eine Haltestelle in fußläufiger Entfernung, allerdings verkehrt hier der ÖPNV am Wochenende, wo viele Tagesausflüge unternommen werden, nur bei 41 Prozent der Freizeiteinrichtungen im Stundentakt. Abhilfe können hier alternative Mobilitätsangebote wie z. B. Shuttle-Services bieten. Diese Möglichkeiten bieten in Rheinland-Pfalz bereits knapp 20 Prozent der Einrichtungen und damit mehr als in allen anderen betrachteten Regionen (10 Prozent). Hier gilt es, den Markt weiter im Auge zu behalten, durch innovative Ideen und Kooperationen (zum Beispiel intermodale Mobilitätsangebote mit Bike-Sharing und Co.) gegenüber der Konkurrenz zu punkten.

 

 

Wissenschaftliche Beratung:
dwif-Consulting GmbH
Anja Schröder, Karsten Heinsohn

 

 


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