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© Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
4. September 2018

„Allianz“ zieht Bilanz

Jetzt schon ist eine „wunderbare Artenvielfalt“ auf den Borstgrasrasen-, Heiden und Bergmähwiesen entstanden – Von der EU mit 2,6 Millionen Euro gefördertes Life+-Projekt feierte in der Sistig-Krekeler Heide Zwischenresümee – Mit Unterstützung der Gemeinden Kall, Dahlem, Hellenthal, des Kreises sowie Bürgern und Landwirten umgesetzt

Kall-Sistig/Dahlem/Hellenthal/Eifel – Es zwitschert, flattert und blüht schon kräftig in der Krekeler Heide bei Sistig (Gemeinde Kall). Selten gewordene wie auch vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten fühlen sich dort bereits wieder heimisch. Zu verdanken ist das einem ganz außergewöhnlichen Projekt, der „Allianz für Borstgrasrasen“.

Überzeugungsarbeit musste Projektmanagerin Marietta Schmitz (l.) bei der Zwischenbilanz zum Naturschutzprojekt „Allianz für Borstgrasrasen“ in der Sistig-Krekeler Heide keine mehr leisten. Die 80 Gäste, die sich von ihr und ihrer Kollegin Marita Müller-Ahrens durch die neuen Borstgras- und Heidebiotope führen ließen, waren begeistert von dem seit 2011 erreichten. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mit 2,6 Millionen Euro EU-Fördermitteln und Mitteln des Kreises Euskirchen wurden in den drei Eifelkommunen Kall, Hellenthal und Dahlem 117 Hektar artenarme Flächen, größtenteils Fichtenmonokulturen, in naturnahe Borstgrasrasen-, Heiden- und Bergmähwiesen verwandelt. „Wir finden hier jetzt schon eine wunderbare Artenvielfalt vor“, sagte Stefan Meisberger, Geschäftsführer der Biologischen Station Euskirchen, jetzt bei einer Feierstunde im Sistiger Sportlerheim, wo Zwischenbilanz des Projektes gezogen wurde.

Förderung läuft noch bis 2019

Das Naturschutzprojekt läuft zwar erst Ende 2019 aus – doch die Verantwortlichen um das Projektteam Marietta Schmitz, Marita Müller-Ahrens und Karin Wagner haben schon einiges vorzuweisen. Heidelerche, Lungenenzian und auch der nordische Augentrost sind zurück. Der Klappertopf wachse schon zu zehntausenden Exemplaren auf den neu geschaffenen Flächen. Ebenso sind seltene Schmetterlinge und Heuschrecken gesichtet worden. Stefan Meisberger darf zurecht zufrieden festhalten: „Das sind herausragende Erfolge.“

117 Hektar kommunale Forstflächen sind in der nordrhein-westfälischen Eifel zurückverwandelt worden in Borstgrasrasen, Heiden und Bergmähwiesen. Hubert Kaiser, Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz im NRW-Ministerium macht deutlich: „NRW-weit gibt es vom Borstgrasrasen nur 320 Hektar!“ Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Gestartet ist das Projekt 2011. Die gute und nachhaltige Zwischenbilanz des Projektes wurde bei zwei Exkursionen durch die Sistig-Krekeler Heide und anschließend im Sportlerheim des SV Sistig/Krekel mit rund 80 Gästen gefeiert.

Überzeugungsarbeit war gefragt

Am Anfang standen erhebliche Schwierigkeiten. Es musste viel Überzeugungsarbeit für das Vorhaben geleistet werden, denn nicht allen gefiel die Vorstellung, ertragreiche Fichtenwälder für Wiesen und Weiden abzuholzen. Doch inzwischen ist die anfängliche Skepsis einer Begeisterung angesichts der bereits sicht- und greifbaren Ergebnisse gewichen.

Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser ist stolz auf das Kleinod in seiner Gemeinde: „Damit ist nicht zuletzt auch für die Bürger ein hervorragendes Naherholungsgebiet geschaffen worden.“ Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

117 Hektar kommunale Forstflächen sind zurückverwandelt worden in Borstgrasrasen, Heiden und Bergmähwiesen. Hubert Kaiser, Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz im NRW-Ministerium macht deutlich: „NRW-weit gibt es vom Borstgrasrasen nur 320 Hektar!“

Sind stolz auf das Kleinod, das vor der Haustür entstanden ist, v.r.: Günter Rosenke (Landrat Kreis Euskirchen), Hubert Kaiser (Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz im NRW-Ministerium), Hermann-Josef Esser (Bürgermeister Kall) sowie Stefan Meisberger (Geschäftsführer der Biologischen Station). Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Die neuen ökologisch hochwertigen Freilandflächen liegen nicht allein auf Kaller Hoheitsgebiet. Weitere FFH-Gebiete (FFH = Fauna, Flora Habitat, das sind besonders unter Schutz gestellte Flächen von europäischer Bedeutung) in der nordrhein-westfälischen Eifel gehören dazu: wie Manscheider Bachtal und Paulushof, Baasemer Wald, Heidemoor östlich von Dahlem sowie die Dahlemer Binz.

Selten gewordene wie auch vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten fühlen sich auf den umgewandelten Flächen der „Allianz für Borstgrasrasen“ wieder heimisch – davon konnten sich die Gäste bei einer Wanderung durch das Schutzgebiet überzeugen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Federführend für die Wiederherstellung dieser besonders gefährdeten Lebensraumtypen war die Biologische Station im Kreis Euskirchen mit den drei Gemeinden Hellenthal, Kall und Dahlem. Prof. Dr. Wolfgang Schumacher, der Vorreiter des Naturschutzes in der Eifel sowie Meisbergers Vorgänger Dieter Pasch hatten früh erkannt hat, welches Potential die Flächen unter Fichten bieten und das Projekt initiiert.

Projektverantwortliche stolz auf das Erreichte

Alle Flächen der FFH-Gebiete konnten bereits an Landwirte verpachtet werden. Sie bewirtschaften diese Flächen extensiv, also ohne den Einsatz von Dünger, mit zurückhaltender, die Vegetationsentwicklung nicht drastisch beschneidender Mahd und flächenschonendem Weideviehbesatz. Im Einsatz sind Rauhaarige Pommersche Landschafe, Moorschnucken und Ziegen, aber auch Pferde und Rinder.

„Wir haben hier jetzt schon eine wunderbare Artenvielfalt auf den Flächen“, zieht Stefan Meisberger, Geschäftsführer der Biologischen Station Euskirchen, Zwischenbilanz des außergewöhnlichen Naturschutz-Projektes. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Die „Allianz“ leistet einen großen Beitrag zum Erhalt der Eifeler Kulturlandschaft, die einst die Region bestimmte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie durch Nadelholzaufforstungen zurückgedrängt, die wirtschaftlich lukrativer waren.

So bunt und vielfältig sehen die neuen Wiesen und Weiden von nun an im Frühsommer aus. Foto: Marietta Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Biostationsleiter Meisberger berichtete von der aufwendigen und sorgfältigen Umwandlung der Flächen. Teilweise musste man sich wegen Büschen und Bäumen von Hand vorarbeiten, Ehrenamtler packten mit an, Rückepferde schleppten in besonders feuchten Gebieten die gefällten Baumstämme bodenschonend heraus. Um der Natur eine Starthilfe zu geben, wurden Samen der gewünschten Flora ausgesät.

Welche Artenvielfalt eine intakte Natur bieten kann, machte Barbara Geiger alias „Fräulein Brems Tierleben“ in einem schauspielerisch unterhaltsamen Plädoyer für die „wilde Biene“ deutlich. Schließlich ist längst nicht – wie man vielleicht gemeinhin denkt – Biene gleich Biene. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Neben der ökologischen Aufwertung der Gebiete habe das Landschaftsbild gewonnen, freut sich Meisberger. Ein mit der Sistiger Dorfgemeinschaft aufbereiteter Rundweg führt naturschonend durch die lebendige Kulturlandschaft. Von Bänken aus kann der Blick weit ins Land schweifen.

„Hervorragendes Naherholungsgebiet“

Auch Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser ist stolz auf das Kleinod in seiner Gemeinde: „Damit ist nicht zuletzt auch für die Bürger ein hervorragendes Naherholungsgebiet geschaffen worden.“ Moderator Manfred Lang, der unterhaltsam durch das Programm führte, brachte es auf den Punkt: „Das ist ein Juwel, was hier erschaffen worden ist.“

Welch unglaubliche Artenvielfalt eine intakte und im Gleichgewicht befindliche Natur bieten kann, machte Barbara Geiger alias „Fräulein Brehm“ in einem schauspielerisch unterhaltsamen Plädoyer für die „wilde Biene“ deutlich. Schließlich ist längst nicht – wie man vielleicht gemeinhin denkt – Biene gleich Biene. „Genau 19.844 Bienenarten hat die Wissenschaft bis jetzt beschrieben – und es fehlen immer noch tausende!“, so Barbara Geiger in ihrem heftig beklatschten Programm „Fräulein Brehms Tierleben“.

Leiteten das erfolgreiche Projekt „Allianz für Borstgrasrasen“ federführend: Marita Müller-Ahrens (l.) und Marietta Schmitz. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Eine solch atemberaubende Vielfalt in der Tierwelt gelte es zu erhalten, so Landrat Günter Rosenke. Nicht nur heute, sondern für die Zukunft der Kinder und Kindeskinder. Die Verantwortlichen wollen weiterhin alles dafür tun und das Projekt fortführen. Besonderer Dank galt dabei den Projektmanagerinnen Marietta Schmitz und Martina Müller-Ahrens, die auch in den kommenden Jahren konsequent am Ball bleiben wollen.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Natur · Sonstiges

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