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22. März 2018

Auslandsmärkte und Städtetourismus im Jahr 2017

Leichte Verluste aus den ausländischen Märkten
Nach Rheinland-Pfalz kamen im Jahr 2017 rund 1,9 Mio. ausländische Gäste, die rund 5,2 Mio. Übernachtungen in den gewerblichen Betrieben im Bundesland generierten (ohne Privatvermieter). Knapp ein Viertel der Übernachtungen sowie ein Fünftel der Gäste stammen aus dem Ausland. Das bedeutet Platz 1 unter den Flächenbundesländern und zeigt die Attraktivität des rheinland-pfälzischen Angebotes. Hier gilt es jedoch aufzupassen: Die Übernachtungsnachfrage aus dem Ausland war im Jahr 2017 wie bereits im Vorjahr mit 0,9 % leicht rückläufig (ohne Privatvermieter, Bundesdurchschnitt: +3,6 %).

Die Nachbarländer Niederlande und Belgien sowie der Überseemarkt USA sind die Top-Auslandsmärkte für Rheinland-Pfalz (inkl. Privatvermieter). Knapp die Hälfte der ausländischen Übernachtungen wird allein durch Gäste aus den Niederlanden erbracht. Die beiden Marktführer Niederlande (-2,6 %) und Belgien (-4,2 %) schwächeln jedoch bereits seit zwei bzw. drei Jahren. Der Fernmarkt USA hingegen wächst stetig weiter. Ein Plus von 7,6 % bedeutet einen neuen Höchststand bei den Übernachtungen, ein Trend, der auch bundesweit zu beobachten ist und diesem klassischen Quellmarkt in Rheinland-Pfalz neuen Schub verleiht. Die an vierter und fünfter Stelle platzierten Länder, das Vereinigte Königreich (-7,7 %) und Frankreich (-2,0 %), verzeichneten im Jahr 2017 Rückgänge. Die Gästezahlen aus dem Vereinigten Königreich sind schon das vierte Jahr in Folge rückläufig. Wirtschaftliche Unsicherheit und teurer gewordene Reisen in die Euro-Zone spielen hier mit hinein.

Unter den Top 10-Auslandsmärkten hat sich Polen im Jahr 2017 erneut am dynamischsten entwickelt. Mit +17,3 % verweist das östliche Nachbarland Deutschlands Österreich trotz ebenfalls erfreulichen Wachstums von 8,5 % auf Position 7. Allerdings sollte bei Quellmärkten wie Polen oder Rumänien immer auch der Einfluss beruflicher Motive wie Saisonkräfte etc. hinterfragt werden. Die Zahlen aus der Schweiz – zur Halbjahresbilanz noch mit einer zweistelligen Wachstumsrate – brachen in der zweiten Jahreshälfte ein. Dieser wichtige Quellmarkt schloss das Jahr 2017 letztlich nur mit einem leichten Plus von 1,3 % ab. Sollte sich dieser gegenläufige Trend zur bundesweiten Entwicklung fortsetzen, gilt es, die Angebote/Produkte auf die speziellen Bedürfnisse der Schweizer Gäste hin nachzujustieren.

Auf Regionsebene konnten sich mit der Ahr (+7,1 %), der Pfalz (+4,2 %), Westerwald-Lahn (+3,8 %), Rheinhessen (+0,5 %) sowie der Eifel (+0,3 %) fünf von neun Regionen über Übernachtungszuwächse aus dem Ausland freuen. Die stärksten Verluste verzeichneten das Naheland (-9,7 %) sowie die volumenstärkste Region bei ausländischen Gästen: Mosel-Saar (-3,9 %). Die größte Bedeutung haben ausländische Gäste in den Wanderregionen Hunsrück (35 %) und Eifel (29 %) sowie in der Weinregion Mosel-Saar (32 %). Die Regionen sind bei den Gästen verschiedener Nationen unterschiedlich beliebt. Die Eifel ist fest in niederländischer Hand: Gäste aus dem Nachbarland generieren dort knapp zwei Drittel aller ausländischen Übernachtungen. Auch bei Belgiern ist die Mittelgebirgsregion beliebt, ebenso wie die Region Mosel-Saar. Gäste aus dem Überseemarkt USA hingegen sind besonders stark in der Pfalz und in Rheinhessen zu finden, wo mit Speyer und Worms zwei Städte liegen, die fest im Besuchsprogramm vieler US-Gäste verankert sind.

Ein wichtiges Entscheidungskriterium für Gäste aus dem Ausland wird zunehmend die empfundene Sicherheit eines Landes. Globale und gesellschaftliche Unsicherheiten bremsen die weltweite Reiselust kaum, haben allerdings zu einer Verschiebung der Reiseströme geführt. Es zeigt sich aber, dass sich Destinationen ca. 2-3 Jahre nach einschneidenden äußeren Negativeinflüssen in der Regel wieder erholen, dies belegen auch die Beispiele Türkei oder Paris. Aufgrund der internationalen Berichterstattung über fremdenfeindliche Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sowie Terroranschläge in Deutschland ist dieses Thema jedoch auch hierzulande angekommen. Es besteht die Gefahr einer Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit der Situation in der Reisedestination Deutschland. Auch wenn in Rheinland-Pfalz bislang keine gravierenden Verschiebungen der Reiseströme erkennbar sind, Fakt ist: Die Ambivalenz in der Entwicklung nimmt zu, und es besteht weniger Gewissheit hinsichtlich künftiger Entwicklungen.

Romantic Cities: Koblenz mit ungebremsten Wachstum
Städtetourismus als Wachstumstreiber: sowohl bei inländischen und insbesondere bei ausländischen Gästen ist Städteurlaub beliebt. Und hier hat Rheinland-Pfalz viel zu bieten: Der Wormser und der Speyerer Dom, die Porta Nigra in Trier oder Koblenz, wo Rheinromantik und Historie aufeinandertreffen, locken eine Vielzahl an Gästen nach Rheinland-Pfalz. Durch die Städtekooperation Romantic Cities werden die Städte des Bundeslandes durch gemeinsame Marketingmaßnahmen sowohl im In- als auch im Ausland besser wahrgenommen.

Von den sieben Städten der Städtekooperation Romantic Cities schlossen mit Worms (+5,4 %), Koblenz (+2,0 %) und Trier (+0,1 %) lediglich drei Städte das Jahr mit einem Plus an Übernachtungen ab. Besonders erfreulich ist das Ergebnis für die Nibelungenstadt Worms, die nach zwei Jahren mit leichten Verlusten diese im Jahr 2017 mehr als wett machen konnte und einen neuen Höchststand an Übernachtungen aufweisen kann. Auch die Ausländerübernachtungen entwickelten sich hier sehr positiv (+7,1 %). Beachtlich: Koblenz wächst ungebremst weiter und das schon das fünfte Jahr in Folge. Diese Entwicklung wird vor allem durch Gäste aus dem Inland getragen. Die Gästeübernachtungen aus dem Ausland waren 2017 wie bereits im Vorjahr mit -2,4 % rückläufig. Mainz hingegen konnte den Schwung der ersten sechs Monate des Jahrs nicht halten und rutschte zum Jahresende noch ins Minus (-0,7 %). Speyer verlor das zweite Jahr in Folge Übernachtungen. Einziger Wermutstropfen hier: Die Übernachtungen aus dem Ausland wuchsen erneut um 2,4 %.

Wenngleich sich deutschlandweit alle Gemeindegrößenklassen positiv entwickelt haben, so war dennoch die Dynamik im Städtetourismus in Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern am größten. Mit einem Plus von 4,2 % hängen die Großstädte die anderen Gemeinden aus touristischer Sicht zunehmend ab. Die Städte in Rheinland-Pfalz haben 2017 nur eingeschränkt von dieser Entwicklung profitiert und sind gefragt, Stellschrauben in puncto Produktoptimierung und Image/Bekanntheit zu identifizieren.

 

Wissenschaftliche Beratung:

dwif-Consulting GmbH
Anja Schröder, Karsten Heinsohn


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