Kammern und Verbände haben früh auf massive baukulturelle Fehlentwicklungen in den Regionen hingewiesen. In Rheinland-Pfalz wie in anderen Ländern und auf Bundesebene gingen daraus
etwa ab dem Jahr 2000 die Initiativen „Architektur und Baukultur“ meist in Zusammenarbeit von Ministerien und Kammern hervor. Die Initiativen sollten die öffentliche Diskussion
über die Qualität des Planens und Bauens in Deutschland anregen und bündeln.
Baukultur bezieht sich dabei gleichermaßen auf Architektur und Ingenieurbau. Darin fließen ein: Stadt- und Regionalplanung, Belange des Denkmalschutzes, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur sowie die Kunst am Bau. Werden Architektur und Baukultur in den gegenwärtigen räumlichen, infrastrukturellen, sozialen und ökonomischen Kontext der Städte und Kulturlandschaften wieder mit größerer Wertigkeit eingebunden, können auch gültige zeitgenössische Architekturleistungen gelingen.
Die Kultur des Bauens erschöpft sich nicht alleine im Errichten von Gebäuden, sie beginnt in der Wahl angemessener Verfahren und in einer Integrationsleistung, die soziokulturelle, ökologische, gestalterische, technisch-funktionale und wirtschaftliche Qualitätsbelange zu einer ausgewogenen, nachhaltigen Gesamtqualität zusammenführt. Das ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, lebendige Städte und Gemeinden mit hoher Lebensqualität zu schaffen und zu erhalten.
Dabei stellt sich die Frage: Was ist Qualität? Woran kann man sie erkennen, und wie kann sie deutlich gemacht werden? Das Vorgehen, dies über „best practice-Beispiele“ zu erläutern, bietet den Vorteil, architektonische Qualität nachprüfbar zu machen, weil sie realisiert wurde. Qualität entwickelt die innovative, stringente Idee, erst in und durch ihre Umsetzung.
Der bekannte Architekt Peter Zumthor stellt fest: „Architektur ist immer konkrete Materie. Architektur ist nicht abstrakt, sondern konkret. Ein Entwurf, ein Projekt aufgezeichnet auf Papier, ist nicht Architektur, sondern nur eine mehr oder weniger mangelhafte Repräsentation von Architektur, vergleichbar mit den Noten der Musik. Die Musik bedarf der Aufführung. Architektur bedarf der Ausführung. Dann entsteht ihr Körper. Und dieser ist immer sinnlich.“Diese Sinnlichkeit ist es letztendlich, die dazu beiträgt, dass sich Identität mit und in einer Region entwickeln kann. Identitäten kann man erforschen, feststellen, vielleicht sogar entwerfen. Bauen im klassischen Sinne kann man sie nicht. Bei Identität handelt es sich zuallererst um eine
personale Struktur der Selbst- und Außenwahrnehmung in all ihren Interaktionen, also um eine auf das Individuum bezogene Kategorie. Soll es um „überindividuelle, kollektive Identitäten“ gehen, um die Identitäten von Städten und Regionen, so entstehen diese ebenso wenig wie die individuellen Identitäten am Reißbrett.
Identität, auch bauliche Identität, ist somit immer Teil der Umstände. Identität bauen ist kein baupolitisches Programm, schon gar nicht eine Zielformulierung im Bau kulturdiskurs, sondern eine immerwährende Heraus forderung an Architektur, Städtebau, Orts- und Regio nalplanung – damit an Architekten und Stadtplaner wie an Bewohner, Besucher, Nutzer gebauter und bebauter Räume.
Architekt Gerold Reker, Kaiserslautern, Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Kontakt:
Zeitgemäßes Bauen im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Eine Aktion des Eifelkreises und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Bauen mit Plan: www.eifel-baukultur.de